BORA
GESCHICHTEN EINES WINDES
ein Film von Bernhard Pötscher
Der Film
Trailer
Galerie
Presse
Team
Termine
„Bora Geschichten eines Windes“ streift durch das Herrschaftsgebiet der Bora,
trifft Menschen die im Einzugsgebiet dieses launischen Windes leben
und weht durch alle Jahreszeiten.
Die Bora ist eine Naturgewalt an der Ostküste der Adria. Sie formt Landschaften, setzt
Elemente in Bewegung, bestimmt den Alltag und durchdringt das Gemüt der Menschen,
die in ihrem Einzugsgebiet leben.
Das Herrschaftsgebiet dieses dominanten Windes ist eine Region bewegter Geschichte,
die in den letzten Jahrhunderten über die Länder und deren Bewohner hinweggefegt ist.
Der Wind bedeutet Mythos und Wissenschaft, ist Lärm und Musik.
Er ist ein kraftvoll bewegendes, immer reisendes, Grenzen überfliegendes, unsichtbares
Element. Er regt die Fantasie an, manche nervt er, anderen heitert er die Seele auf und
unbeachtet ist er gefährlich und nicht zu bändigen. Er hat keine Regeln, er ist frei.
Wieder weht die Bora.
Den Wind bewahren
Wer einen Film über den Wind dreht, lässt sich auf ein poetisches Abenteuer ein, das die Grenzen
filmischen Ausdrucks auslotet.
Das ist im Fall von Bernhard Pötschers neuem Film nicht anders,
auch wenn Pötscher sich auf einen einzigen Wind konzentriert, auf die Bora, die an der kroatischen
Adriaküste Spitzengeschwindigkeiten in Orkanstärke von bis zu 250 km/h erreicht.
Man spürt den Wind auf der Haut, wenn er sie als Brise sanft umschmeichelt, man spürt ihn am ganzen
Körper, wenn eine Böe ihn erfasst. Man hört den Wind, wenn er durch die Gassen pfeift oder über Land
und Meer hinwegweht – nur sehen kann man ihn nicht, jedenfalls nicht direkt. Um den Wind zu sehen,
ist man auf Indizien angewiesen, die Pötschers Film variantenreich ins Bild setzt: Von der
umgeknickten Baumkrone und der verbogenen Schaufel eines Windrads, die von der Kraft der Bora
zeugen, über die dunklen, schweren Wolken am Himmel, die ihr Kommen ankündigen, bis zu den Bäumen,
Sträuchern und Gräsern, den Wellen und der Gischt, die ebenso zu einem Spiel der Bora werden wie die
Menschen, die sich mit aller Kraft dem Wind entgegenstemmen.
Mit dieser Beschreibung soll freilich nicht der Eindruck erweckt werden, in Pötschers Film wehe der
Wind ständig in Orkanstärke. Die spektakulären Aufnahmen, die den Wind bei der Entfaltung seiner
Kraft zeigen, sind überaus sparsam gesetzt. Sie skandieren den Film eher, als dass sie ihm ihren
Stempel aufdrücken, und schaffen damit beiläufig Raum für jene Geschichten, um die es geht: Für
Geschichten, die die Menschen in dieser Gegend von der Bora erzählen, sowie für Geschichten, auf die
sie kommen, sobald sie von der Bora erzählen.
Bereits 1856 hatte Karl Marx die an der dalmatinischen Adriaküste lebenden Menschen als »robuste und
nüchterne Seefahrer« charakterisiert, die von der Bora, dem kargen Land und dem Meer geformt werden.
Wie der Film zeigt, geben sie auch heute noch robust und nüchtern Auskunft über ihr eigenes oder
anderer Leute Schicksal, das neben der Bora auch von Krieg und Armut geprägt wird: Mit der Seefahrt
ist kein Geld mehr zu verdienen, seit der Hafen von Senj im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, und
der Kroatienkrieg hat die mit Freiheit und Selbstbestimmung verbundenen Hoffnungen aufgebraucht. Was
bleibt, ist der Tourismus, mit dem sich die Jungen mehr schlecht als recht über Wasser halten. Gäbe
es die Fotografie nicht, sagt einer von ihnen, wäre er schon längst verrückt geworden.
Mit einer Gruppe von Gleichgesinnten geht er Stürme jagen, um sie in Zeitrafferaufnahmen
festzuhalten oder ihre Geschwindigkeit mit einem Messgerät zu ermitteln. Dass die Bora die Seele
aufheitert, sagt auch der ortsansässige Poet gegen Ende des Films. Zuvor hat er gerade noch davon
gesprochen, dass er, obwohl es ihm selbst gut geht, so lange nicht glücklich sein könne, so lange er
Unglückliche sehe.
An Szenenabfolgen wie diesen wird deutlich, dass Pötschers Film die Gewalt der Natur von der Gewalt
der Geschichte zu trennen weiß, auch wenn er sie zueinander ins Verhältnis setzt. Seine poetische
Strategie legt der Film aber ohnehin bereits viel früher offen: Nach etwa der Hälfte des Films steht
ein Besuch im »Museum der Winde« in Triest auf dem Programm. Rino Lombardi sammelt dort Winde aus
aller Welt, die ihm in Flaschen zugesandt werden. Eine zutiefst sympathische und träumerische, wenn
auch ein wenig alberne Idee: Wer den Wind einzufangen und festzuhalten versucht, hält auf Flaschen
gezogene Luft in Händen.
Die auffällige Präsenz von Leuten, die den Wind mittels Fotografien und in Flaschen, in Erzählungen
und Gedichten festhalten, legt für die Lektüre des Films allerdings eine unübersehbare Spur: Denn in
Pötschers Film weht der Wind wirklich über das Land, über das Meer und durch die Geschichten
hindurch, die die Menschen vom Wind erzählen. Seine Besonderheit besteht darin, dass er die Bora
weder einzufangen noch festzuhalten, sondern zu bewahren sucht – was das genaue Gegenteil von
Einfangen und Festhalten ist. Bewahren heißt, dem Wind seine eigene Bewegung, Dynamik und Stärke zu
geben. Mit den Mitteln des Kinos. Genau das macht Pötschers Film.
Vrääth Öhner
Stephan Settele
Adrian Martin
Leokino Innsbruck
Mittwoch, 28.September 2022, 20.00
(weitere Termine folgen)
Programmkino Wels
Open Air Kino (mit Konzert Otto Lechner)
Sonntag, 13. August 2022, 20.00
Österreichische Kinopremiere
im Rahmen der Viennale 2019
Dienstag, 29.Oktober 2019, 20:30
Stadtkino im Künstlerhaus
Kinotermin Metro
Mittwoch, 30. Oktober 2019, 11:00
Metro Historischer Saal
Regie/Kamera: Bernhard Pötscher
Schnitt: Daniel Pöhacker
Musik: Otto Lechner
Ton: Atanas Tcholakov, Thong Fang, Pavel Cuzuioc
Kamerassistenz: Kimber Lee Jerrett
Schnittassistenz: Manfred Raggl
Übersetzung Kroatien: Ines Hudobec, Josipa Pavlic
Standfotos: Zoe Opratko
Tonschnitt/Sounddesign: Lenja Gathmann
Mischtonmeister: Alex Koller
Tonstudio: The Grand Post
Colorist: Kurt Hennrich – 1z1 screenworks
Filmgeschäftsführung: Monika Maruschko, Romana Holzmüller
Buch: Bernhard Pötscher, Bernadette Weigel
Produktion: Bernhard Pötscher Filmproduktion